Ein Projekt des Sportmuseums Berlin in Zusammenarbeit mit dem Nids
»Ein Archiv zu lüften bietet die Chance einer Korrektur gegenüber dem, was grandios ungesehen blieb.« Maxi Obexer
Der Sport gehört zu den größten Kulturtechniken einer Gesellschaft, verbindet Massen, soziales Agieren, er ist direkter Ausdruck von Körpern und auch, wie wir Körper denken – und dachten. Gesellschaftliches Abbild von Schichten und Strukturen, hält er vom Widerstand bis zur Unterwerfung alles bereit, was sich in einer Gesellschaft buchstäblich “abspielt”. Immer schon diente er im besten Falle als Aufstiegschance für Ausgeschlossene und ist, geschichtlich wie gegenwärtig, ein Ort der Verheißung. Wie das Theater ist auch der Sport ein ernstes Spiel.
Alles andere als ein neutraler, ist er ein politischer Ort, an dem fortwährend darüber bestimmt wird, welche Individuen und welche gesellschaftliche Gruppen sichtbar sind – und welche nicht, gegenwärtig wie nachträglich. Was wird erinnert? Welche Höhepunkte, welche Momente sind es wert, in den Fokus zu rücken.
Das Archiv zu lüften bietet die Chance einer kleinen Korrektur gegenüber dem, was grandios ungesehen blieb.
Sechs Autor:innen und eine Sporthistorikerin betreten das Untergeschoss des Berliner Sportmuseums auf der Suche nach den Geschichten, die es wert sind, gesehen und gehört zu werden. Mit literarischen-dramatischen, essayistischen und Langgedichten verhelfen sie den bisher verborgenen Geschichten zu spätem Glanz und neuer Einsicht.
Die Autor:innen sind Antigone Akgün, Mazlum Nergiz, Daniela Dröscher, Zoltán Lesi, Felicia Zeller und Maxi Obexer.
Der Kunst, der Literatur und den dramatisch-performativen Künsten fällt hier eine besondere gesellschaftspolitische Aufgabe zu, nämlich die Ereignisse und Momente zum Vorschein zu bringen, die unbeachtet blieben, die nicht erzählt wurden, die bisher als bedeutungslos galten – und mit ihnen die Akteur:innen und ihre Errungenschaften.
Kunst kann die Geschichte neuschreiben, sie kann sie umschreiben. Und sie kann auf diese Weise dafür sorgen, dass ein national-homogenes Geschichtsbild des deutschen Sports entsprechend aufbricht.
»Archiv und Gelände. Ich will viel spazieren gehen.« Antigone Akgün
»Die 20er- und 30er-Jahre interessieren mich.« Mazlum Nergiz
»Draußen: die goldenen Adler und Säulen des Olympiaparks. Drinnen: schlichte Gebrauchsgegenstände gelagert in den Kellerräumen des Archivs. Hier meine Aufnahme von den Medizin-Bällen.« Felicia Zeller
»Ich suche nach opportunistischen Politikern.« Zoltán Lesi
»Mich zieht es hinaus, nicht hinein. Hin zum Schwimmbecken, direkt vor dem Museum, vis-à-vis der Freitreppe mit den riesigen und unheilvollen Bronzeplastiken (›Zehnkämpfer‹ und ›Siegerin‹).« Daniela Dröscher